Persönliche Worte von Pfarrer Trescher

Liebe Pfarrgemeinde,

was wir in diesen Tage erleben und durchmachen müssen, das hat noch keiner von uns jemals erlebt: dass jetzt sogar auch unsere Kirchen geschlossen sind und keine öffentlichen Gottesdienste mehr gehalten werden dürfen!
Ist es für uns alle schon schlimm genug, in der ständigen Angst vor der Ansteckung des Coronavirus zu leben, uns nicht mehr die Hand reichen und umarmen zu dürfen, unsere Angehörigen in Seniorenheimen und Krankenhäusern nicht mehr besuchen zu können, ja sogar von unseren Verstorbenen nur noch im allerengsten Familienkreis und ohne Mitfeier eines Requiems Abschied nehmen zu müssen, so ist es für viele von uns zusätzlich noch einmal viel schmerzlicher, all diese Not und Sorgen nicht im gemeinsamen Gottesdienst in die Hande Gottes legen und durch Gebet und Kommunionempfang gestärkt in das so beschränkte Leben zurückzukehren zu können.

Nehmen Sie sich deshalb bitte jetzt ganz besonders die Zeit zum Gebet zu Hause in der Familie, wo wir jetzt von Neuem den Wert der „Hauskirche“, der Kirche im Kleinen erkennen und schätzen können gemäß dem Jesus-Wort: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Im Anhang möchte ich Ihnen eine kleine Auswahl von Hilfen liefern.
Seien Sie zudem versichert: Als Priester bete ich jeden Tag mein Brevier (= Stundengebet oder Tagzeitenliturgie) für die mir anvertrauten Menschen in unserer Pfarreiengemeinschaft und bei jeder hl. Messe, die ich im Beisein der Mesnerin in einer unserer Kirchen zelebriere, begrüße ich auch die Menschen, die sich geistig mit hineinversenken, und feiere den Gottesdienst für die ganze Pfarrgemeinde und ihre Anliegen.

Im Evangelium des morgigen 4. Fastensonntags (Lesejahr A) hören wir die Geschichte, wie Jesus einen Blindgeborenen heilt (Joh 9,1-41). Ein schlimmes Schicksal: in seinem ganzen Leben noch nichts gesehen zu haben: keine Sonne, keine Blumen, keine Häuser, nicht die eigene Wohnung, keine anderen Menschen, ja nicht einmal die eigenen Eltern und Geschwister! Jesus nimmt sich dieses Blinden an und macht ihn sehend. Welch eine Freude! Aber Jesus heilt diesen Mann nicht nur, damit er fortan die Schönheit dieser Welt sehen und sich ohne Probleme in seiner Umgebung bewegen kann. Jesus geht es um etwas viel Größeres. Und das drückt der Geheilte aus, wenn er vor den Pharisäern, die ihn über die Heilung befragen, bekennt: „Er (Jesus) ist ein Prophet.“ (V 17) und dann ganz zum Glauben an Jesus kommt und sagt: „Ich glaube Herr.“ und sich vor ihm niederwirft (V 38).

Wenn wir ehrlich sind: Auch wir sind oft genug solche „Blindgeborenen“, auch wir sehen oft die Schönheit der Natur um uns herum nicht und sehen oft genug auch nicht, wie gut es uns eigentlich geht und wie viel wir eigentlich haben – meist mehr, als wir zum Leben bräuchten. Vielleicht möchte uns Gott ja gerade in diesen Tagen auch unsere Augen öffnen (die Augen im Kopf und die Augen unseres Herzens) für das viele Schöne und Gute, das wir Tag für Tag ganz selbstverständlich genießen, ohne es eigentlich wertzuschätzen, weil es eben für uns so selbstverständlich geworden ist.

Nützen wir diese Tage, an denen wir auf vieles Gewohnte und Liebgewordene verzichten müssen, dazu, um wieder einmal unser Leben bewusst in den Blick zu nehmen und dabei zu sehen, worauf es eigentlich ankommt und was wirklich zählt und wichtig ist! Setzen wir jetzt einmal andere Schwerpunkte! Nehmen wir uns wieder einmal bewusst Zeit für unseren Ehepartner und die Kinder, kramen wir vielleicht wieder einmal das längst verstaubte „Mensch-ärgere-dich-nicht“-Spiel hervor oder nehmen wir wieder einmal ein Buch in die Hand und nehmen wir uns auch einmal den Mut, in aller Stille mit mir allein zu sein und über mich und mein Leben nachzudenken, und halten wir somit alle in diesen Tagen „Exerzitien im Alltag“! Gott segne Sie alle dazu!

Und was natürlich auch ganz wichtig ist: Vergessen Sie – trotz allem – die Freude und das Lachen nicht! Und sei es nur dadurch, dass Sie über die leergeräumten Klopapier-Regale in unseren Einkaufszentren lachen – denn dadurch, dass Sie sich darüber ärgern, werden sie auch nicht wieder voll! 🙂

Ich freue mich sehr, dass unsere „Bürgerhilfe in der Gemeinde Bodenwöhr e. V.“ gerade in diesen Tagen vermehrt zur Unterstützung bereitsteht und dass auch einige Einzelpersonen ihre Hilfe z. B. für Einkäufe für ältere Personen angeboten haben. Vergelt’s Gott dafür. Sollte also jemand Hilfe benötigen, melden Sie sich bei mir (Tel. 533) und ich werde dann weitervermitteln.

Gott segne und beschütze Sie alle und erhalte Ihnen die Gesundheit und Lebensfreude! Ihr Pfarrer Johann Trescher