Wort zum Palmsonntag
Meine Lieben,
morgen begehen wir den Palmsonntag und treten damit ein in die Kar- (= Trauer)
Woche, die in die drei sogenannten „Österlichen Tage“ gipfelt:
Gründonnerstag, Karfreitag und Osternachtfeier. Mit ihnen feiern wir den
Höhepunkt unseres christlichen Kirchenjahres – in diesem Jahr aber leider ohne
Teilnahme der Gläubigen in der Kirche, was viele von uns natürlich ganz
besonders schmerzt.
Am Palmsonntag denken wir an den Einzug Jesu in Jerusalem. Von Betfage
am Ölberg im Osten der Stadt kommend reitet Jesus auf einem Esel in die heilige
Stadt ein und wird von den Menschen enthusiastisch bejubelt und gefeiert und
„Sohn Davids“ genannt, „der kommt im Namen des Herrn.“
Sie begrüßen ihn damit praktisch als den längst verheißenen Messias (=
Gesalbter des Herrn), auf den das ganze Volk seine Hoffnung setzt: er wird
jetzt endlich zupacken und die verhassten Römer, die das Land besetzt hielten,
davonjagen.
Aber Jesus sieht seine Rolle anders: Er ist nicht ein politscher Herrscher. Er
ist kein König im irdischen Sinn. Ihm geht es nicht um Gewalt und Krieg. Vor
Pilatus sagt er: „Ja, ich bin ein König, aber meine Königtum ist nicht von
dieser Welt!“ Ihm geht es einzig und allein um das Reich Gottes und um die
Macht der sich hingebenden Liebe.
Deshalb kommt er auch nicht auf einem hohen Ross daher, sondern auf einem Esel.
Deshalb ist sein Thron nicht aus Gold, sondern aus dem harten Holz des Kreuzes.
Deshalb ist seine Krone nicht mit Edelsteinen besetzt, sondern mit Dornen, die
sich in seinen Kopf bohren. Und deshalb beschimpft und verflucht er seine
Gegner auch nicht, sondern bittet sterbend den himmlischen Vater um Vergebung
für sie.
Und so schlägt auch die Meinung des Volkes rasch um – wie es so oft geschieht:
Am Palmsonntag bejubeln die Menschen Jesus als ihren König, am Karfreitag
fordern sie seinen Tod. Am Palmsonntag rufen sie: „Hosanna dem Sohn
Davids“, am Kreifreitag brüllen sie: „Ans Kreuz mit ihm!“
Diese Zerrissenheit und dieser Wandel kommt auch in der Liturgie dieses
Sonntags zum Ausdruck: Zu Beginn – in Verbindung mit der Palmweihe – wird
dieses Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem verkündet (Mt 21,1-11) und dann
bei der Eucharistiefeier die Passion, die Leidensgeschichte Jesu, die mit
seinem Tod und Begräbnis endet (Mt 26,14 – 27,66).
Leider ist in diesem Jahr eine Palmweihe in Anwesenheit der Gläubigen
nicht möglich. Aber trotzdem werde ich zu Beginn jeder hl. Messe das
Segensgebet über die Palmzweige sprechen. Wer sich im Geiste und Gebet
damit verbindet, darf dann auch Zuhause seine Zweige als gesegnet betrachten.
Vielleicht besprengen Sie sie ja noch mit etwas Weihwasser, das in keinem
christlichen Haushalt fehlen sollte (in unseren Kirchen wird es kostenlos zum
Abholen angeboten! Auch entsprechende Fläschchen stehen dort zur Verfügung, für
dich allerdings um eine freiwillige Spende bitten möchte). Ich danke dem GOV
Alten- und Neuenschwand für das Binden vieler Palmbüschl und den Geschäften für
den Verkauf in den vergangenen Tagen. Wer noch keine hat, kann sich ja
(vielleicht mit Hilfe der Kinder) noch selbst welche binden. Wer die Büschl
lieber am Samstag in einer unserer Kirchen ablegen und am Sonntag wieder
abholen möchte (bitte mit Namen), kann dies natürlich auch tun. Eine andere
Möglichkeit wäre, sie in Neuenschwand auf „sein“ Grab am Friedhof zu
stellen und dann nach dem Gottesdienst wieder abzuholen.
Leute aus unserer Pfarrei arbeiten daran, die Gottesdienste aus unseren Kirchen
(BO/NS) per Livestream oder Aufzeichnung über YouTube in die Häuser zu bringen.
Mal sehen, ob es klappt. Vielen Dank und Vergelt’s Gott auf jeden Fall für die
Bemühungen! – Sobald ich etwas weiß, sende ich Ihnen den entsprechenden Link.
Halten wir weiterhin in unserer Ausgangs- und Versammlungsbeschränkung durch
und lassen wir uns nicht unterkriegen! Alles Gute und Gottes Segen dazu und
bleiben Sie gesund!
Liebe Grüße und eine gesegnete Karwoche
Ihr Pfarrer Johann Trescher
PS 1: Sollte ich mit meinen
Mails schon jemand auf die Nerven gehen, löschen Sie sie einfach oder sagen Sie
mir, dass ich Sie aus dem Verteiler streichen soll. Ansonsten bitte ich wieder
um Weiterleitung an möglichst viele Leute aus den Pfarreien und um Beachtung
der Anhänge. Es freut mich sehr, dass drei liebe Neue von auswärts um eine
Aufnahme in den Verteiler gebeten haben. Sehr herzlich willkommen!
PS 2: Und damit wir auch in
dieser schwierigen Zeit den Humor nicht vergessen:
Ein Kapuzinerpater fährt mit der Straßenbahn. In seinem Bart hat er eine
Suppennudel hängen. Der Mann gegenüber sagt zu ihm: „Herr Pater, ich bin
Hellseher! Ich kann Ihnen ganz genau sagen, welche Suppe Sie heute mittag
gegessen haben. Sie haben eine Nudelsuppe gegessen.“ Sagt darauf der
Pater: „Da täuschen Sie sich aber! Die Nudelsuppe haben wir schon vor drei
Tagen gehabt.“
Ein Arzt und ein Pfarrer, die gute Freunde sind, gehen spazieren. An einer
Wegkreuzung fragt der Arzt: „Was ist der Unterschied zwischen einer
Wegkreuzung und einem Pfarrer?“ – „Weiß ich nicht!“ – Sagt der
Arzt: „Keiner! Beide zeigen den Weg an, gehen ihn aber nicht selber.“
Etwas später kommen sie zu einem Kartoffelacker. Fragt der Pfarrer: „Was
ist der Unterschied zwischen einem Kartoffelacker und einem Arzt?“ –
„Weiß ich nicht!“ – Sagt der Pfarrer: „Auch keiner! Bei beiden
sind die Früchte unter der Erde.“